322 Tage alleine auf hoher See

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Wie der Finne Tapio Lehtinen beim Golden Globe Race 2018 Letzter wurde.

Wer so lange wie Tapio auf hoher See das Golden Globe Race bestreitet muss sich zu 100% auf sein Material verlassen können. Denn dieses Rennen bringt Mensch und Material an die Grenzen. Es schickt die Segler/Innen „Einhand“ von Les Sables-D’Olonne in Frankreich über Kapstadt, Südafrika nach Tasmanien am Cap Horn vorbei und dann von Süden nach Norden zurück nach Les Sables-D’Olonne.

In Fakten sind das:

  • 30.000 Meilen Non-Stop
  • 13 Länder
  • 18 Teilnehmer
  • Segeln unter technischen Bedingungen wie 1968/69

Technologien, die heute auf Segel- und Motorbooten Standard sind, wie z.B. ein digitaler GPS Plotter, moderne Kommunikationsmittel wie Smartphone oder Satellitentelefon. All das ist nicht erlaubt. Die Teilnehmer kommunizieren ausschließlich mit der Rennleitung. Ein digitaler GPS Plotter ist zwar an Bord – aber eingeschweißt in eine Box. Wer sie öffnet ist disqualifiziert. Wer einen Hafen anläuft wird automatisch in die nächste Stufe, die „Chichester Class“ gesetzt. Wer zwei Mal stoppt wird disqualifiziert. Wer das Rennen beendet, auf den warten höchste Anerkennung. Und was im Sieger vorgeht, kann man sich kaum vorstellen.

Tapios Rennen und was es bedeutet Letzter zu werden.

Letzter zu sein mag bei manchen Wettbewerben etwas sein, was man lieber nicht an die große Glocke hängt. Doch beim Golden Globe Race ist das natürlich anders. Von den 18 gestarteten Seglern sind nur 5 ins Ziel gekommen – der fünfte ist natürlich unser Tapio. Passender kann seine Beschreibung über sich selbst nicht sein:

“I am participating because I love sailing, I enjoy being at sea. I accept the challenges, but I am not a risk taker. I take pride in preparing well and sailing in a seamanlike way. I’m competitive, but realise that in order to do well in this race, I first have to finish.”

Das olympische Credo trifft auch hier mehr denn je zu. Wir hören ja oft nur die verkürzte Form. In voller Länge lautet das Credo:

„Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel ist. Das Wichtigste ist nicht, erobert zu haben, sondern gut gekämpft zu haben.“

In diesem Sinne hat Tapio gekämpft wie ein Stier.

Was auf seiner Suhaili „Asteria“ schiefgelaufen ist.

Wie der Titel schon verrät. Tapio war 322 Tage unterwegs. Er hat aber nur 20.015 nautische Meilen zurückgelegt. Der Sieger segelte ganze 27.433 nautische Meilen. Was heißt das? Tapio ist nicht ineffizient gesegelt was die Route angeht. Nein, er hatte ein Problem, was sich am besten in einem Bild zeigt: Seepocken!

Er erwägt es, bei ruhigerem Seegang, die Pocken bei einem Tauchgang zu entfernen. Doch ein riesiger Hai in dem Gewässer vor Tasmanien ließ ihn von dieser Idee Abschied nehmen.

“I was tying my improvised boarding ladder to the boat in preparation of diving overboard and spotted this huge shark swim alongside the boat – and that was the worst day of my life.”

Wer so lange auf See ist, der braucht Segel, die halten was sie versprechen.

Tapio hatte gut für das Rennen geplant. Er wusste, dass er lange auf See sein wird und dass seine Segel sehr lange aggressiver UV-Strahlung ausgesetzt sein werden.

Für diesen Zweck ließ er sich im Vorfeld gut beraten. Es musste ein Tuch her, was diesen Bedingungen standhalten konnte. Er hatte insgesamt elf Segel mit auf seiner Tour. Die Wahl für das Tuch fiel auf ein Fibercon®-Hybrid von Contender Sailcloth. Das Tuch enthält eine Kombination aus Fibercon®, einem speziellen hochwertigen Polyester Garn mit hoher UV-Beständigkeit und Dyneema®, welches extrem reißfest ist. Diese Kombination war für Tapio genau das richtige.

Doch wir lassen lieber Tapio zu Wort kommen und selbst erzählen, was seine Erfahrung auf hoher See mit diesem Tuch war:

Warum haben Sie diese spezielle Art von Hybrid-Segeltuch für das Golden Globe Race gewählt und wie kam diese Auswahl zustande?

Tapio Lehtinen:

Die Entscheidung wurde auf der Grundlage von Diskussionen mit den Mitarbeitern von WB-Sails getroffen. Dazu gehören auch einige ehemalige Whitbread-Segler wie ich, die alle gute Freunde von mir sind. Mein Ziel war eine Kombination aus Stärke, Langlebigkeit und eine simple Handhabung. So haben wir uns schließlich für das Tuch mit dem stärksten Garn entschieden. Dies empfahl auch Contender-Sailcloth, der Hersteller dieses Tuches.

Wie beurteilen Sie die Leistung der Segel während des Golden-Globe Rennens?

Es war großartig. Um ehrlich zu sein, war ich wirklich überrascht, wie gut sie die harten Bedingungen verkraftet haben. Ich kam nach 322 Tagen Non-Stop-Segeln mit intakten Segeln zurück. Lediglich ein paar kleinere Reparaturen musste ich durchführen. Aber alles in allem waren die Segel noch gut zu gebrauchen.

Wie hat sich die Form gehalten?

Natürlich kann man sehen, dass zum Beispiel der Light Reacher Tausende von Stunden auf dem Buckel hat. Aber alles in allem haben die Segel ihre Form sehr gut behalten.

Hatte die starke UV-Strahlung einen Effekt auf die Segel oder die Segeleigenschaften?

Nein, ich konnte keine Anzeichen einer Abnutzung erkennen.

In welchem Zustand sind die Segel nach dem Golden Globe Race?

Nun, sie sehen fast wie neu aus. Ein paar Flecken durchs Wetter, ein paar Flecken hier und da, aber ansonsten sehen sie toll aus.

Für welches Segeltuch würden Sie Ihre Empfehlung aussprechen?

Ich hatte elf Segel auf der Asteria und spreche gerne meine Empfehlung über das Fibercon® Pro-Gewebe für die Rollsegel und Großsegel aus.

Vielen Dank für das Gespräch

Video Link: https://youtu.be/Ll6GUR3S3V8

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Tapio Lehtinen segelt schon von Kindesbeinen an. Mit fing er an Optimist zu segeln. Seine Erfahrung reicht vom Segeln in kleinen Jollen bis zur Teilnahme im 1981/2 Whitbread Round the World Race (Heute: The Ocean Reace) an Bord der „Skopbank of Finland“. Tapio ist ein Segler durch und durch. Für ihn zählt es mehr das Rennen zu beenden als es unter großem Risiko zu gewinnen.