Acryl- oder Polyestergewebe?

calendar icon 21.12.2020



Die richtigen Stoffe für Persenning, Sprayhood, Bimini und Sonnensegel.

Wir wollen der Frage nachgehen, gibt es so etwas wie eine Faustregel gibt, nach der man auswählen kann, ob sich ein Acryl- oder ein Polyesterstoff besser eignet.

Stoffe gibt es wie Sand am Meer. Diese technischen Textilien machen ihrem Namen alle Ehre, so gibt es natürlich neben Acryl- und Polyestergewebe noch allerhand weitere Materialen wie z.B. Vinyl (PVC. Auch Kombinationen von PVC und Acrylstoffen sind nicht selten – von den Beschichtungen über PU zu PVC ganz zu schweigen.

Polyacryl

Polyacryl, oder etwas kürzer, wenn auch nicht ganz richtig, Acryl eignet sich hervorragend für den Bau von Sprayhoods, Biminis und allem was für lange Zeit der Sonne ausgesetzt ist. Nimmt man zum Beispiel Markisen so erkennt man, dass die meisten Markisen aus Acrylstoff angefertigt werden. Am Beispiel einer Markise kann man auch gut erkennen, worin die Vorteile liegen. Markisen werden lange der Sonne ausgesetzt und werden, für gewöhnlich, eingerollt. Die physische Beanspruchung durch Bewegen des Stoffes ist also nicht so groß wie z.B. bei einer Persenning.

Acryl ist lange Zeit farbecht und UV-Beständig. Die Starke Verbindung der Kohlenstoffatome wird durch UV-Strahlung nicht zerstört. Dadurch verändert sich die Farbe über einen langen Zeitraum nicht. Acryl hat somit eine sehr hohe Farbechtheit.

Acryl passt also hervorragend als Sprayhood, Bimini oder Sonnenschutz aufs Boot oder in den Garten.

Wichtig ist: Sie sollten bei Acrylstoffen (wie auch bei Polyester) darauf achten, dass die Stoffe aus spinndüsengefärbten Garnen bestehen.

Gute Acrylstoffe, spinndüsengefärbt, in viele Farben und Qualitäten gibt es von der spanischen Firma Sauleda, die seit über 120 Jahren Acrylstoffe in Spanien fertigt. Der Stoff nennt sich Masacril, diesen gibt es ohne PU Beschichtung, aber auch mit.

Polyester

Der Vorteil von Polyester liegt ganz klar in seiner Robustheit. Ein Tuch aus Polyester ist z.B. reißfester als Acryl. Zudem ist es dehnbarer und hat einen Memory-Effekt. Es springt also in seine ursprüngliche Form zurück, wenn es gedehnt wird. So können sich z.B. ganze Wassersäcke, bei falscher Konstruktion, wieder zurückbilden, wenn das Wasser entfernt wurde. Da die Polyesterfaser von UV-Strahlung angegriffen wird, ist es besonders wichtig hier auf die Ausrüstung zu achten damit Sie noch lange etwas von dem Tuch haben.

Beispielsweise sind die Fasern des Polyestertuches des amerikanischen Herstellers WeatherMax besondere spinndüsengefärbte SaturaMax® Garne. Dies ist ein hochwertiges, mit festen Pigmenten spinndüsengefärbtes Polymergarn. Ein so behandeltes Garn kann durchaus mit der Farbechtheit von Acrylstoffen mithalten.

Eine Besonderheit von WeatherMax ist die Atmungsfähigkeit in Kombination mit der Wassersäule. WeatherMax hat eine Wassersäule von 650mm nach DIN EN 20811 und ist dabei immer noch atmungsaktiv. Dies ist wichtig da so das Material weniger anfällig für Schimmel und Spack ist. Aus Sicht des Verarbeiters kann so der Einbau von Lüftern reduziert werden. Natürlich kommt dies immer auf die Persenning oder das Projekt an. Für eine gute Lüftung zu sorgen ist sehr wichtig und dies sollte auch immer von der Fachperson beurteilt werden. Wer eine höhere Wassersäule möchte, der greift auf WeatherMax mit PU-Beschichtung zurück.

Durch seine Robustheit, den Memory-Effekt sowie die Wassersäule und die Atmungsaktivität ist der Polyesterstoff von WeatherMax besonders geeignet für Persenning, Sonnensegel und Abdeckungen die häufig zusammengelegt werden.

Zurück zur Faustregel: Sie merken schon, eine Faustregel scheint es hier nicht zu geben. Es kommt einfach sehr stark auf den jeweiligen Anwendungsfall an und die Umgebung wo das Produkt eingesetzt werden soll. Die Beratung des Segelmachers oder Sattlers ist extrem wichtig.

Typisch amerikanisch haben wir auf einer der Bootsmessen, als es diese noch gab, aufgeschnappt:

„Acrylics and Polyester – they all die about the same age but they die different deaths, one dies of abrasion the other one because of the sun.“

Vor den Mühlen der Zeit sind wir alle nicht gefeit. Da können technische Textilien noch so gut sein. Unsterblichkeit bleibt eine Utopie.

Worauf kann man also bei der Auswahl achten? Die folgenden Fragen helfen sicher bei dem Gespräch mit dem Experten.

Wo setzen Sie den Stoff ein? Muss er robust gegenüber haptischer Bewegung sein oder wird der Stoff wenig bewegt und lange der Sonne ausgesetzt. Wie wichtig ist mir die Atmungs-Fähigkeit des Stoffes? Benötige ich nur Schutz vor Sonne oder einen Allwetterschutz?
Wird der Stoff in Umwelten eingesetzt, in denen viel Wind und Sturm herrscht oder eher im Süden, wo UV-Strahlung ein Problem ist.

Gut vorbereitet hilft, wie schon mehrfach erwähnt, das Gespräch mit dem Sattler oder Segelmacher Ihres Vertrauens. Nur auf eines sollten Sie achten: der Stoff sollte spinndüsengefärbt sein. Was dies bedeutet, haben wir in einem älteren Artikel schon beschrieben. Den Link dazu finden Sie hier.