Dieser kurze Artikel soll etwas Licht in die unterschiedlichen Dacron-Tuchbezeichnungen bringen. Insbesondere bei Regattaseglern der Jollenklassen ist es ja chic, üblich und absolut hip mit Anglizismen und Americanismen umzugehen, als seien diese „urdeutsch“.
Bei der Tuchherstellung von Dacron-Tuchen wird zwischen dem Vorgang des Webens und dem der Ausrüstung unterschieden. Zur Ausrüstung zählt dann alles, was zur Nachbehandlung des Gewebes gehört, das kann sein: waschen, färben, appretieren, verharzen, kalandrieren (unter hohen Druck verdichten), tempern usw. Da es auf diesem Globus leider keine einheitliche Bezeichnung für Segeltuche gibt, wird es für viele Segler schwierig. Es ist in sehr, sehr vielen Regattaklassen in den entsprechenden Klassenregeln definiert, dass nur Dacron-Tuche eingesetzt werden dürfen und teilweise sogar die Webart und die Ausrüstung festgeschrieben sind.
Alles geht beim Tuchgewicht los. Wenn wir ein Gewicht feststellen wollen, so beziehen wir das auf eine zweite Größe wie zum Beispiel: kg/m³ oder gr/cm² bei Tuchen in oder aus Deutschland finden wir gr/m² also hier Gewicht pro Fläche. Das kann in anderen Hersteller-Ländern anders sein, da findet man dann die Bezeichnung oz (1 oz = 23,35 gr), was für Unzen steht und keinerlei Flächenbezug hat.
Warum ist nun der Kauf „in der englischen Sprachwelt“ oft irreführend?
Die Bezeichnungen der Tuche aus den USA beziehen sich auf eine Fläche von 0,662 m², das sind Relikte alter Webstuhlbreiten meint: 1 yard Länge X 28,5 Zoll Breite. Die Tuchbezeichnungen aus England beziehen sich auf eine Fläche von 0,8361 m² meint: Yard².
Kann also sein…. „Amerikanismus“ kauft ein amerikanisches Segel mit 5,1 oz Tuch und Clubkamerad „Anglizismo“ kauft ein englisches Segel mit 6,6 oz Tuch, so haben beide das gleiche Tuchgewicht nämlich 225 gr/m² gekauft.
Wenn man weiterhin bedenkt, dass jeder der führenden Segeltuchhersteller in einem beinzigen Tuchgewicht die unterschiedlichsten Webarten und Ausrüstungsqualitäten mit „modisch chicen“ Bezeichnungen verkauft, wird es für den Segler absolut undurchsichtig. Es ist also möglich sehr viele unterschiedliche Dacron-Tuche vor sich zu haben, die alle das gleiche wiegen aber eine völlig andere Haptik präsentieren – von hart bis weich mit unterschiedlichsten Gewebestrukturen. Was bleibt als Resumé? Tuche mit extremer Verharzung sind sicherlich extrem reckstabil aber auch extrem empfindlich. Sie haben schlechte Werte in Bezug auf die Weiterreißfestigkeit und knicken darf man sie eigentlich auch nicht, sonst brechen sie. Also das sind dann hoch sensible Regatta-Tuche, die man sorgsam behandeln muss. Bleiben also für den Freizeitsegler klar die weicheren Dacron Qualitäten, die dann etwas schwerer gewählt werden sollten, um dann wiederum den Ansprüchen guter Reckwerte zu genügen.
Nun haben wir an dieser Stelle überhaupt noch nicht über „high tech“ gesprochen, aber die Serie der Artikel geht ja weiter und soll interessant bleiben.
Eines sollte klar geworden sein, in unserer Allianz-Deutscher-Segelmacher kann man sich gut aufgehoben fühlen, hier kann man miteinander reden….