Vom Garn zum Tuch – wie entsteht eigentlich Persenning- und Polstermaterial?

calendar icon 17.05.2021



Wer sich mit dem Thema Persenning- und Polstermaterial beschäftigt, stellt schnell fest, dass Stoff nicht gleich Stoff ist und dass es für unterschiedliche Ansprüche, ein breites Angebot an verschiedenen Materialien gibt. Da kann man schnell den Überblick verlieren!
Erfahren Sie hier den Unterschied zwischen den Produktionsverfahren „Schären“ und „Weben“, was die drei Gewebetypen „Leinwandbindung“, „normales Panama-Gewebe“ und „Jaquardgewebe“ charakterisiert, wie Stoffe „ausgerüstet“ werden und welche Qualitätsprüfungen gewährleisten, dass die Stoffe den angegebenen Anforderungen entsprechen.

 

Produktionsverfahren „Schären“

Beim Schären werden Garne in Längsrichtung nebeneinander ausgerichtet, um eine Kette zu bilden.

Es gibt drei Arten von Schärmaschinen:

  1. Direkte Schärmaschine
    für große Auflagen von einfarbigen und klassisch gestreiften Stoffen.
    Geschwindigkeit 700 bis 1.000m/min
  2. Sektionale Schärmaschinen
    für Kleinauflagen mit anspruchsvollen Mustern und komplexen Streifen.
    Geschwindigkeit ca. 600m/min
  3. Schärmaschinen zur Herstellung von Mustern
    für Kleinauflagen mit wenigen Spulen für Kettbäume von 10 bis 200m. Diese Art von Schärmaschinen wird vorwiegend in Design- und R&D-Abteilungen verwendet.

 

Produktionsverfahren: „Weben“

Unter Weben versteht man die Verflechtung von Fäden, die in der Längsrichtung des Garns verlaufen (Kettfäden), mit Fäden, die durch die Kette gezogen werden (Schussfäden).

  1. Greifer- und Luftdüsenwebmaschinen
    Für feste oder normale Stoffe.
  2. Jaquardwebmaschinen
    Für komplexe Muster.

Um ein Ausfransen des Gewebes zu verhindern, wird auf jeder Breitseite des Gewebes eine Webkante eingearbeitet.

 

Gewebetypen

  1. Leinwandbindung
    Das einfachste und widerstandsfähigste Gewebe. Jeder Kettfaden ist mit einem Schussfaden verflochten. Leinwandbindung hat keine Vorder- oder Rückseite.
  2. Normales Panama-Gewebe
    Eine Variante der Leinwandbindung, bei der zwei oder mehr Kett- und Schussfäden nebeneinander gewebt werden.
  3. Jaquardgewebe
    Komplexe und mehrfarbige Jacquardmuster erfordern einen speziellen Webstuhl, um einzelne Kettfäden zu kontrollieren. Jacquardstoffe werden häufig für Polsterung und Inneneinrichtung verwendet.

 

Ausrüstung

Das Gewebe wird vor der Ausrüstung gereinigt, um das Abfallmaterial durch Bürsten und anschließendes Waschen in zwei Waschtanks zu entfernen: einem Heiß- und einem Kaltspültank.

Das Gewebe wird dann in ein Behandlungsbad überführt, wo es zwischen zwei Rollen komprimiert wird, um sicherzustellen, dass die richtige Produktmenge durch das Gewebe hindurch gelangt.

Diese Behandlung macht das Gewebe wasser- und schmutzabweisend sowie schimmelresistent.

Alle Stoffe werden nach der Ausrüstung im Labor geprüft.

 

Qualitätsprüfung nach Normen

Die technischen Eigenschaften von Gewebe werden in Labortests systematisch kontrolliert.

 

  • Abrieb Martindale (Norm NF EN ISO 12947)
    Die Martindale-Methode misst die Abriebfestigkeit des Gewebes gegen Reibung und zählt die Anzahl der Umdrehungen, bevor es reißt. Ein kreisförmiger Halter, der auf einem Abriebtester montiert und einem Druck von 12 kPa ausgesetzt ist, wird gegen Scheiben aus Wollkammwolle gerieben.
    Die Abriebfestigkeit wird als die Anzahl der Reibungszyklen bestimmt, die bei drei gebrochenen Fäden aufgezeichnet werden.

 

  • Abrieb Wyzenbeek (Norm ASTM 4157)
    Der Wyzenbeek Test ist ein oszillierendes Abriebgerät zur Bestimmung der Abriebfestigkeit eines Gewebes nach einer amerikanischen Norm.
    Auf jede der vier Stationen wird eine Probe gespannt und mit konturierten Schaumstoffpads Druck auf eine oszillierende Trommel ausgeübt. Die Trommel schmirgelt die Proben mit Canvastuch. Der Prüfzyklus ist abgeschlossen, wenn zwei Fadenbrüche auftreten.

 

  • Pilling Martindale Pilling (Norm NF EN ISO 12945-2)
    Dieser Test besteht darin, das Gewebe so lange zu reiben, bis sich kleine Faserknötchen bilden, Pilling genannt. Eine kreisförmige Probe wird in Lissajous-Figuren einem gewissen Druck auf einem abrasiven Wollgewebe ausgesetzt.
    Die Prüfmuster werden bei 500, 1.000, 2.000 und 5.000 Zyklen unter geeigneten Lichtverhältnissen (Leuchtmittel D65) und mittels Fotos beurteilt.

 

  • Nahtschiebeverhalten (Norm NF 13936-2)
    Dieses Verfahren bestimmt die Nahtschlupffestigkeit aller Fäden in einem Gewebe.
    Es misst den Widerstand, den Fadensysteme aus gewebtem Stoff an einer genähten Naht bis zu einer Last von 180 N dem Verschieben entgegensetzen.
    Ein Teil des Zwischenraums kann sich wieder schließen, wenn die Last entfernt wird, es können jedoch dauerhafte Verformungen zurückbleiben.
    Probenabmessungen: 10 x 20 cm

 

  • Nahtfestigkeitseigenschaften (Norm NF EN ISO 13935-2)
    Dieses Verfahren bestimmt die maximale Festigkeit der Nähte, wenn die Kraft senkrecht auf die Naht ausgeübt wird.
    Eine Probe mit einer zentralen Naht wird in ein Spannbacken geklemmt, die sich mit einer konstanten Ausdehnungsrate bis zum Nahtbruch bewegen.
    Der Widerstand ist die maximale Kraft, die aufgezeichnet wird, wenn eine Probe bis zum Nahtbruch gedehnt wird.
    Probenabmessungen: 10 x 25 cm

 

  • Farbechtheit gegen künstliche Bewetterung (Norm NF EN ISO 105 B04)
    Der Outdoor-Standard kann verwendet werden, um die Farbechtheit von Textilien gegen Licht und Bewetterung zu ermitteln.
    Die Proben werden 1.000 Stunden lang dem Licht einer Xenon-Bogenlampe und einem Wassersprühstrahl ausgesetzt.
    Zur Beurteilung einer Farbveränderung wird eine Grauskala verwendet.
    Verwendete Maschine: ATLAS Ci5000

 

  • Farbechtheit gegen künstliches Licht (Norm NF EN 105 B02)
    Der Indoor-Standard wird verwendet, um die Wirkung einer für Tageslicht repräsentativen künstlichen Lichtquelle auf die Farbe von Textilien zu bestimmen.
    Eine Probe wird 100 Stunden lang künstlichem Licht ausgesetzt.
    Zur Beurteilung einer Farbveränderung wird eine Grauskala verwendet.
    Verwendete Maschine: ATLAS Ci5000

 

  • Farbechtheit gegen Reiben trocken und nass (Norm NF EN ISO 105×12)
    Die Proben werden mit einem trockenen und feuchten Baumwolltuch gerieben, um die Beständigkeit der Farben gegen Reibung zu bestimmen.
    Mit einer Geschwindigkeit von 1 Zyklus pro Sekunde wird die Probe 20 Mal in einer geraden Linie über eine bestimmte Länge hin und her gerieben.
    Die Beurteilung des Farbblutens auf Baumwolle erfolgt mit Hilfe einer Grauskala und unter geeigneten Lichtverhältnissen (Lichtart D65).
    Verwendete Maschine: Crockmeter

 

  • Spraytest (Norm NF EN ISO 4920)
    Bei dieser Prüfung wird destilliertes Wasser auf eine Probe gegossen, die auf einem runden Rahmen montiert und um 45° geneigt ist.
    Die Spritzbewertung wird durch den Vergleich des Aussehens der geprüften Probe mit Fotos bestimmt.

 

  • Ölbeständigkeit (Norm NF EN ISO 14419)
    Tropfen von Standard-Prüfflüssigkeiten, die aus einer ausgewählten Reihe von Prüfkohlenwasserstoffen unterschiedlicher Oberflächenspannung bestehen, werden auf die Oberfläche der Probe aufgebracht.
    Die Probe wird daraufhin auf Absorption, Einsickern und Kontaktwinkel beobachtet. Der Ölabweisungsgrad ist die am höchsten nummerierte Prüfflüssigkeit, die von der Probe nicht absorbiert wird.

 

  • Bestimmung der Maßänderung beim Waschen und Trocknen (Norm NF EN ISO 5077)
    Eine Probe wird separat einem vollständigen kurzen Waschzyklus in einem Whirlpool-Waschbad bei der erforderlichen Temperatur unterzogen, der mit einem kurzen Schleuderzyklus endet, gefolgt von einer Lufttrocknung.
    Maßabweichungen werden durch Vergleich der Abstände zwischen den Markierungen in Breiten- und Längenrichtung vor und nach einem programmierten Prüfzyklus ermittelt.
    Maßänderung wird als Prozentsatz gemessen.

 

Quelle: Sunbrella® by Dickson Constant